Kunst ist kein debattenfreies Idyll:
Gegen die Ausladung von Candice Breitz
Für das Jahr 2024 wurde eine Ausstellung der international renommierten Medienkünstlerin Candice Breitz in der Modernen Galerie Saarbrücken angekündigt. Sie wollte unter anderem ein Werk über Sex-Arbeit in Südafrika zeigen.
Breitz tritt als Südafrikanerin mit jüdischem Hintergrund für eine gerechte Lösung des seit Jahrzehnten schwelenden Konflikts zwischen Israel und dem noch zu gründenden Staat Palästina ein. Deshalb wird ihrer Arbeit die Fama des Israelhasses angedichtet. Dabei sind ihre Äußerungen von Hetze der einen oder andern Seite völlig frei. Insbesondere hat Candice Breitz niemals das entsetzliche Massaker der Hamas gerechtfertigt oder auch nur relativiert. Ihre Ausstellung wurde kurzerhand abgesagt, in diesem Zusammenhang wurde auf „kontroverse Äußerungen“ der Künstlerin hingewiesen. Mit keinem ihrer Tweets und Postings hat sie zu Hass und Gewalt aufgerufen; sie sieht ihre künstlerische Tätigkeit vielmehr als Ausgleich zwischen verfestigten Narrativen. Von Kunst wird in schöner Regelmäßigkeit gesellschaftliche Relevanz verlangt. Für dieses engagierte Kunstverständnis steht das Werk von Breitz in paradigmatischer Weise.
Die Ausladung der Künstlerin, bei der die Ministerin Streichert-Clivot (SPD) als Vorsitzende des Kuratoriums Saarländischer Kulturbesitz eine entscheidende Rolle hat, ist eine Beleidigung dieser herausragenden künstlerischen Persönlichkeit und lässt das Saarland provinziell wie Bochum (Peter-Weiss-Preis) dastehen.
Wir protestieren aufs Schärfste gegen diese obrigkeitsstaatliche Maßnahme!
Wir, das sind einerseits saarländische Künstler (immer: m/w/d), Kulturaktivisten, Intellektuelle sowie auch Kollegen aus Grand-Est, aus Rheinland-Pfalz und Luxemburg, erheben unsere Stimme für Candice Breitz und pochen auf die Geltung der grundgesetzlich verbrieften Kunstfreiheit! Diese autoritative Debatten-Vermeidung darf keinesfalls Schule machen! Das ist deshalb – andererseits – keine Provinzposse, das geht uns alle an, ob nun Völklinger, St. Ingberter, Berliner (Breitz ist wie die Mehrzahl der Erstunterzeichner in Berlin wohnhaft) oder Pinneberger oder aus Israel oder aus Südafrika …
Saarbrücken (Deutschland), den 30.11.2023
Erstunterzeichner (d/w/m)
- Ulrich Ludat, Künstler
- Konstantin Ames, Autor
- Stefan Ripplinger, Autor und Übersetzer
- Werner Becker, Initiator der Initiative Völklinger Hütte e. V.
- Matthias Reichelt, Kulturjournalist und Ausstellungsmacher
- Josefine Geier, Lektorin
- Florian Neuner, Autor und Herausgeber
- Prof. Dr. Wolfram Malte Fues, Kulturwissenschaftler und Dichter
- Hansgert Lambers, Fotograf und Verleger
- Asiye Mujgan Güvenli, Autorin und Dissidentin
- Sven Kalden, Künstler
- Ingeborg Lockemann, Künstlerin
- Tanya Ury, Aktivistin („Jüdische Stimme“)
- Martin Conrath, Künstler
- David Krippendorff, Künstler
- Manuela Lintl M.A., Kunsthistorikerin
- Zé do Rock, Autor
- Lappiyul Park, Künstlerin und Übersetzerin
- Jürgen W. Lisken, Kommunikationsdesigner
- Lindsay Jane Munro, Übersetzerin und Lektorin
- Michael Faulmüller, Texter
- Marion Kreißler, Bildende Künstlerin
- Detlev Reichel, Journalist
- Mike Schlömer, Filmschaffender
- Alexander Krohn, Musiker
- Volker März, Bildender Künstler
- Patric Bies, Rosa-Luxemburg-Stiftung Saarland
- Dr. Eva Reichel, Sozial- und Kulturanthropologin
- Prof. Dr. Rudolf Herz, Künstler
- Katja Richter, Künstlerin
- Eran Schaerf, Künstler
- Michael Quetting, Peter-Imandt-Gesellschaft, ehem. Gewerkschaftssekretär (ver.di)
- Dr. Enno Kaufhold, Fotohistoriker
- Sigrún Ólafsdóttir, Künstlerin
- Bernd Thewes, Komponist
- Thomas Altpeter, Autor und Maler
- Dr. med. Ose Meerbach, Ärztin
- Jupp Feilen, Kulturaktivist
- Dr. Rotraut Bieg-Brentzel, StRin i.R.
- Johanna Kandl, Künstlerin
- Frank Lichtlein, Vorsitzender bunt.saar
- Renata Fernández Marinozzi, Übersetzerin und Künstlerin
- Gloria Zein, Bildende Künstlerin
- Prof. Timm Ulrichs, Künstler
- Klaus Theuerkauf, Künstler
- Prof. Ursula Neugebauer, Künstlerin
- Walter Fabian Schmid, Dichter und Performer
- Janneke Schönenbach, Künstlerin (bbm.de)
- Olaf Arndt, Autor, Performancekünstler und Herausgeber (bbm.de)
- Dr. Hildtrud Ebert, Kunstwissenschaftlerin
- Dr. Helen Adkins, Kunsthistorikerin
- Omar Alejandro Silva González, Lohnarbeiter
- Jürgen Jung, Schauspieler und Sprecher
- Christof Zwiener, Bildender Künstler und Leiter Berlin Britzenale
- Horst A. Bruno Werder alias Brunopolik, Schriftsteller
- Wolfgang Müller, Autor, Künstler, Musiker
- Àxel Sanjosé, Dichter, Übersetzer
- Karin Wetterau, Lehrerin, Autorin
- Peter Wetterau, Lehrer, Gewerkschafter (GEW)
- Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig, ehem. Generaldirektor des UNESCO-Weltkulturerbes Völklinger Hütte
60 Erstunterzeichner (w/m/d); Liste geschlossen am 03.12.2023 12:00 MEZ.
Unterzeichnen ist nicht mehr möglich! Die Liste wurde am 15.08.2024 MESZ geschlossen. Bei Fragen kontaktieren Sie uns gerne per eMail: gegen@ausbreitzen.de.
- Katharina Grosse, Künstlerin
- Léonce Lupette, Dichter-Übersetzer
- Angela Krause, Rentnerin
- Elke Loebens
- Thomas Kilpper, Künstler
- Karin Magar, Künstlerin
- Uwe Hemmerling
- Evelyne Böckle
- Pedro Fernández Solla
- Uwe Warnke, Autor, Kurator, Verleger
- Iris Hefets, Psychoanalytikerin, „Jüdische Stimme“
- Margit Hoffmann
- Daniel Osorio, Komponist
- Petra Gottschalk-Penth
- Marita Vogel
- Sigi Becker, Autor & Sänger
- Birgit Müller
- Jürgen Freunscht
- Ruth Ayadhi
- Pia Bausch-Jaaks
- Werner Brunner, Künstler
- Monique Rival, Übersetzerin
- Reinhild Dettmer-Finke, Filmemacherin
- François Hemgesberg, Künstler
- Hans-Hermann Bohrer, Attac – RG Untere Saar
- Beate Maria Wörz, Bildende Künstlerin
- Fabian Lemmes, Historiker
- Alfred Ströher
- Marianne Bohrer
- Christine Hauptmann
- Sung Hyung Cho, Filmemacherin
- Wolfgang Niegemann
- Hans Ruge
- Prof. Friederike Feldmann, Künstlerin
- Uta Merkle
- Andrea Diehl, Ärztin
- Philipp John, Kurator
- Michael Hauffen, Künstler, Kunstkritiker
- Bärbel Merkle
- Alexander Koch, KOW
- Raimar Stange
- Schorsch Seitz
- Martina Kaub, Medienwissenschaftlerin und Kulturjournalistin
- Hans-Georg Krämer
- Christoph Vogel, Rechtsanwalt
- Anja Röcke, Soziologin
- Monika Haberer
- Reiner Leist
- Ulrike Jung
- Jenny Dirksen, Kunsthistorikerin
- Julia Baur
- Moschgan Ebrahimi
- Ute Gortner, Künstlerin
- Annerose Nill
- Christian Hasucha, Künstler
- Prof. Dr. Annette Tietenberg
- Barbara Caveng, Künstlerin
- Rainer Komers, Filmemacher, Lyriker
- Georg Schaaf, M.A., Übersetzer, Kulturveranstalter
- Gerfried Braune
- Johannes Beringer
- Eva Lamberty
- Norbert Lamberty, Dipl-Ing. (FH)
- Peter Meiser
- Barbara Straka, Kunsthistorikerin, Autorin
- Ursula Mindermann, Fotokünstlerin
- Wolfgang Bittner, Schriftsteller
- Astrid Hilt, Bildhauerin
- Jens Merkle
- Maia Traine, Übersetzerin
- Rolf Strauß
- Prof. Indra Kupferschmid, Typografin
- Dr. Geraldine Spiekermann, Kunsthistorikerin
- Thomas Haumann
- John Never, Musiker
- Georg Weckwerth, Kurator
- Betty Beier, Künstlerin
- Mike Mathes, Künstler
- Prof. Dr. Susanne Bennewitz
- Aureliana Sorrento, Journalistin, Radiomacherin
- Olivier Schillen
- Lothar Seruset, Künstler
- Silvia Beck, Künstlerin
- Dr. Eckhart Gillen, Kunsthistoriker und Kurator
- Gerhard Hanloser, Pädagoge und Publizist
- Karl-Hans Schumacher, Ausstellungsmacher
- Katrin von Lehmann
- Nina Petri, Schauspielerin
- Hermann Pfütze
- Doris Koch
- Summer Banks
- Berthold Kliewer, Musiker
- Niki Müller
- Dr. Bodo Eckert
- Thomas Winke
- Heike Kugler
- Gudrun Thiessen-Schneider
- Alexandra Erikson
- Rolf Rist
- Marianne Stoll, Künstlerin
- Wolfgang Wittmer
- Said Baalbaki, Künstler
- Costantino Ciervo
- Prof. Dr. Michael Klant, Künstler
- Karsten Velbinger
- Birgit Borggrebe, Künstlerin
- Regine Hattwig, Rentnerin ehem. Pädagogin; Künstlerin, Performerin
- Olaf Lenk
- Annette Marx, Künstlerin
- Wolfgang Petrick, Maler
- Mona Dia
- Peter Kees
- Hele
- Susanne Bauermann
- Jonas Heintz, Projektkoordinator, politische und ökologische Bildung
- Ralf Thorn, Künstler
- Martin Forberg
- Anita und Guenter Beckers, Galeristen
- Vera Kattler, Künstlerin
- gisa schleelein
- Robert Gottwald
- christian korte m.a., rechtsanwalt und sozialwissenschaftler
- Hannah Becher
- Laure Catugier
- Claudia Kemmerer
- Lutz Gillmann
- Karin Trautmann-Exner
- Siegfried Exner
- Rado Carlo Poggi, Produzent, Autor und kulturpolitischer Berater
- Urška Čerče, Pianistin und Journalistin
- Dr. Jakob Borchardt
- Andrea Schmidt
- Kim Coleman
- Dr. Cary Langer-Donohoe, Gründer, Unternehmer
- Antje Majewski
- Kevin Gruenberg, Psychologe
- Nizan Shaked
- Andreas Engel
- Ragnheiður Maren Hafstað
- Natascha Pötz, Bildende Künstlerin
- Stephanie Habel, Kunsthistorikerin
- Anna Lisa Wellhäuser
- Julia Thurnau
- Claire Shalayel
- Veronica Conta
- Rachel Balsham
- Erika Kurebayashi
- Ulrike Groos
- Tina Schwartz
- Karin Heil
- Wolfgang Pietrzok
- Christine Kriegerowski
- Axel Ranisch
- David Caspar Konzelmann
- Andrea Molter-Nägle
- Franz Huber
Weitere Informationen erhältlich unter https://ausbreitzen.eu & https://yopad.eu/p/r.2a72d33f246f9e9a54d2a51651d51121
Ich unterzeichne
Ich unterstütze den Aufruf!
Ich unterzeichne
wer die demokratie nicht bereits verloren geben will, muss debatten offen führen (lassen) und raum dafür bieten. ich unterstütze hiermit den aufruf sehr.
Hier wird der Vorwurf des „Antisemitismus“ auf perfide Art und Weise instrumentalisiert um jegliche kritische Auseinandersetzung a priori zu unterbinden.
Ich unterzeichne.
Wir unterstuetzen das Recht von Candice Breitz auf freie Meinungsaeusserung und sind irritiert ueber die eigene Sprachlosigkeit.
Ich arbeite in einer Galerie und bin empört über die Eingriffe und Einschränkungen die ( nicht nur) Künstler ausgesetzt sind. Es ist Zeit Widerstand zu leisten und sich zu positionieren. Deshalb unterzeichne ich.
Jonas Heintz, Project coordinator, political and environmental education
Presse, Kultur, Medien, Ministerien, einfach alle Bereiche sind gleich geschaltet. Solidarität mit dem palästinensisches Volk oder gegen den Krieg in der Ukraine sind verboten und unterliegen der staatlichen Verfolgung, auch wenn es verfassungswidrig ist.
2024 – Signed
Ich unterzeichne
unterzeichne ich
Kunst muss sich zeigen können. Wir brauchen offene Debatten!
Bin dabei!
Streichert-Clivot soll Ihr Amt als Bildungsministerin niederlegen!
Regine Hattwig, Rentnerin ehem.Pädagogin; Künstlerin, Performerin
Diesen Aufruf unterstütze ich wegen seiner Wichtigkeit –
im Sinne der Meinungs- und Pressefreiheit sowie der Freiheit der Kunst.
Ich unterzeichne diese Initiative
Schon allein, weil diese Ausladung mit Falschinformationen und Unterstellungen begründet wird, ist es mir wichtig, mich mit Candice Breitz (die mir bis dato nicht bekannt war) zu solidarisieren.
Die Kunstfreiheit gehört zur DNA der Demokratie.
Ich unterstütze diesen Aufruf für freie Debatten und gegen Zensur.
Ich unterzeichne
Ich unterzeichne gern diese wichtige Initiative
Ich unterzeichne
Mit dieser unsäglichen Gleichschaltungspolitik muss endlich Schluss sein! Ich unterstütze den Aufruf.
Ich unterzeichne ebenfalls.
Volle Unterstützung
Martin Forberg
Ich unterzeichne gerne.
Fruchtbare Diskussionen entstehen nur, wenn nicht alle die gleiche Meinung vertreten.
Ja, die Freiheit der Kunst soll erhalten bleiben. Ich bin Mitglied der SPD.
Freiheit von Kunst und Wissenschaft ist bedroht.
Den Lügen und Verleumdungen muss Einhalt geboten werden!
Ohne die Künstlerin näher zu kennen, sollte m. E. eine Ausstellung nicht deshalb abgesagt werden, weil sie eine bestimmte Meinung zu den Vorgängen in Israel und Palestina hat.
Die Absage wirft aber auch ein Licht auf die generelle Tendenz in der Gesellschaft bzw. maßgeblichen Medien und Politiker, alles zu „canceln“, was nicht in ein bestimmtes Narrativ passt. Der Diskursraum ist zunehmend verengt und ideologische Sittenwächter bekämpfen alles, was nicht auf Linie ist mit Verbissenheit.
Besser wäre es gewesen, die Ausstellung zu ermöglichen und gleichzeitig Gespräche und Diskussionen zu den aufgeworfenen Fragen anzubieten.
Ich unterzeichne
Solche Vorgänge, wie sie Candice Breitz und andere erleben, sind unfassbar, beängstigend und dem Kulturbetrieb einer demokratisch verfassten Gesellschaft unwürdig.
Ich unterstütze diesen Aufruf, und hoffe, dass er nicht unwirksam bleibt. Nina Petri Schauspielerin
Ich unterzeichne diese wichtige Initiative.
Ich unterstütze diesen Aufruf ,da mir die künstlerische Freiheit wichtig ,und ein Grundrecht unserer Demokratie ist
ich unterstütze diesen Protest
Ich unterzeichne
Leider kein Einzelfall. Einschränkungen des Debattenraums und die Beschränkung künstlerischer Freiheit – auch Zensur genannt – liegen im Trend. Danke für die Initiative – ich unterzeichne.
Diesen Aufruf unterstütze ich.
Lothar Seruset Bildhauer
Ich unterzeichne.
Wie in Deutschland gerade im Namen des Anti-Antisemitismus die Meinungsfreiheit unterdrückt wird, ist einfach nur gruselig. Die Deutschen – oder die deutschen Eliten – scheinen vergessen zu haben, womit Faschismus anfängt.
Ich kann mich diesen Forderungen nur anschliessen
Liebe Macherinnen und Macher von /ausbreitzen.de,
von den Verantwortlichen ist in der Sache Candice Breitz wohl nur noch der Versuch des „Aussitzens“ zu erwarten. Ich schlage daher vor, über den Appelll hinaus aktiv zu werden.
Wir sollten mit Candice Breitz Kontakt aufnehmen und sie zeitnah nach Saarbrücken einladen. Für einen Veranstaltung, oder nur für einen Kurzaufenthalt – für die Presse. Das könnte doch wieder Musik in die Sache bringen. Das notwendige Geld dafür kriegen wir sicher zusammen.
Vielen Dank für Euer Engagement, angenehme Feiertage und einen guten Start in ein friedlicheres Jahr 2024.
Rolf Strauß
die Ausladung war übereilt, das Vorgehen fragwürdig. Ob man das aber so hoch hängen muss? Dass sich bis heute schon viele an den protestzug angehängt haben, mag verdienstvoll sein, bei vielen sehe ich aber eher den Versuch, die Gunst der Stunde zu nutzen, inklusive Frau Breitz, die wohl in Marketing sehr gut ist. Trotz allem könnte ich unterschreiben, wäre da nicht der Umstand,
dass die Aufruf-Formulierer zugleich den Staat Palästina nicht anerkennen („noch zu gründenden Staat Palästina“ siehe oben).
Politische Entscheidungsträger*innen sollten der kuratorischen Expertise soweit irgend möglich den Vorrang lassen. Das ist der Sinn von staatlicher Kunstförderung und von Bildungsinstitutionen in einem demokratischen Staat. Kunst ist keine Regierungserklärung. Kunst bietet alternative Zugänge, Stimmen, Blicke und Verhandlungsprozesse, unersetzlich in scheinbar ausweglosen Situationen. Künstler*innen erweitern unser Potential als Gesellschaft, wie das herausragende künstlerische Werk von Candice Breitz zeigt.
Ich hoffe, die Ausstellung von Candice Breitz im nächsten Jahr in Saarbrücken sehen zu können.
Ich unterzeichne den Aufruf,
Prof. Dr. Susanne Bennewitz
…besser kann man es nicht sagen; stimme Astrid Hilt zu.
Um dem Statement der Akademie der Künste vom 15.12.2023 (s. Homepage) ein wenig den Nimbus der weltoffenen Toleranz und Umsicht zu nehmen, möchte ich an dieser Stelle aus einer Korrespondenz vom 30.11.2023 mit einem Mitglied der Akademie zitieren, das ich für die Erstunterzeichnung des Aufrufs gewinnen wollte. Neben einer achselzuckenden Hinnahme von Zensur liegt auch das vor, was in Künstlerkreisen zum Sport geworden ist: Rufmord, hier: der argumentfreien Herabwürdigung des künstlerischen Aspekts von Candice Breitz´ engagierter Kunst.
Mir geht es hier nicht darum, ein Individuum bloßzustellen, deshalb lasse ich die Anrede weg. Die dahinter stehende machiavellistische Denkart muss aber enttarnt werden. Wie dringend eine Umgestaltung der Akademie der Künste von einem kleinkarierten Macht-Club à la PEN hin zu einer demokratischen Institution vonnöten ist, geht aus dem Schriftstück direkt hervor. Nachfolgend die Korrespondenz im Wortlaut, für die Authentizität des Dokuments verbürge ich mich. Meine Antwort blieb ohne Reaktion.
Betreff: AW: AUFRUF „Kunst ist kein debattenfreies Idyll: Gegen die Ausladung von Candice Breitz“
Von: XXXX XXXX Datum: 30.11.2023 11:39
Lieber Konstantin Ames,
Ich kann und will die Solidaritätsadresse für Candice Breitz nicht unterstützen. Candice Breitz hat als Mitglied der Akademie der Künste Berlin dem Senat der Akademie eine Veranstaltung vorgeschlagen, die von den Mitgliedern dieses Senats einstimmig abgelehnt wurde. Die Veranstaltung war eine rein politische und hatte mit künstlerischen Belangen nichts zu tun. Der Senat besteht aus der (jüdischen) Präsidentin Jeanine Meerapfel, einer Remigrantin, und den gewählten DirektorInnen aller sechs Sektionen und ihren StellvertreterInnen (also auch der bildenden Kunst) . Für die Sektion Literatur ist dort die (jüdische) französische Schriftstellerin Cecile Wajsbrot. Candice Breitz hat nach der Entscheidung vor der Akademie auf dem Pariser Platz eine Demonstration organisiert, und zwar während der Mitgliederversammlung am 10. November – also einen Tag nach dem Gedenken an die Novemberpogrome. Sie hat sich einer demokratischen Entscheidung nicht gebeugt, dagegen den Versuch unternommen, der Akademie Schaden zuzufügen. Sie hätte konsequenterweise die Möglichkeit gehabt, ihre Mitgliedschaft in der Akademie zu beenden und auszutreten, wenn sie mit den künstlerischen Prinzipien nicht einverstanden ist.
Mit den besten Grüßen
XXXX XXXX
Betreff: Danke für Ihre Antwort
An: XXXX XXXX Datum: 30.11.2023 14:30
LiebX XXXX XXXX,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mir so ausführlich zu antworten. Mein Zutrauen in den demokratischen Geist von Kulturinstitutionen ist, aufgrund zahlreicher sehr negativer Erfahrungen, sehr begrenzt. Protest ist m.E. auch gegen demokratische Entscheidungen sinnvoll und notwendig; und Candice Breitz hat selbst jüdische Wurzeln. Sie wollte es der Akademie wohl nicht so leicht machen, ist deshalb nicht ausgetreten. Das ist doch legitim. Mit der feinen Art ist noch nie jemand sehr weit gekommen, es sei denn, er/sie war schon längst da und gehörte dazu.
Unbotmäßigkeit in der Vergangenheit sollte auch kein Hinderungsgrund dafür sein, Solidarität mit einer (unliebsamen) Kollegin zu zeigen, finde ich. Diese Ausladung ist ein eindeutiger Fall von Zensur, wenn das Schule macht, ist es egal, ob jemand unter Kollegen (m/w/d) beliebt ist. Das kann in Zukunft jeden treffen, es geht um die Sache, nicht um Befindlichkeiten.
Mit guten Grüßen
Ihr
Konstantin Ames
Ich sehe die aktuellen Entwicklungen mehr als sehr kritisch an. Jene Schnellschüsse die da abgehandelt werden, bereiten letztlich nur denen ein Feld, gegen die man eigentlich Einstehen möchte!
Gerade beim Canceln werden immer abstrusere Vorgehen und Begründungen zutage gefördert. Gruselig.
Manche verstehen leider nicht wohin man abbiegt, wenn man aus Sicherheitsgründen gleich 3 mal nach Links geht.
Ich unterzeichne.
Ich unterzeichne.
Ich unterzeichne diese Initiative
Ein unfassbarer Vorgang. Sehr zum Schaden der Kunstfreiheit und nicht zuletzt auch der Stifung Saarländischer Kulturbesitz
Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Anke Rehlinger!
Als ich am 29. November 2023 zusammen mit den geschätzten Kollegen Ulrich Ludat und Stefan Ripplinger beschlossen habe, die hastige Ausladung von Candice Breitz anzuprangern, da war ich beim Verfassen des Aufrufs „Kunst ist kein debattenfreies Idyll“ zu freundlich in meiner Wortwahl. Der Appell wurde mittlerweile von vielen Menschen in der Großregion gelesen und von nicht wenigen unterzeichnet, deren Stimme Gewicht hat. Signifikant ist, dass die Solidarität mit der verfemten Künstlerin nicht regional begrenzt bleibt, sie wird auch von Kulturgrößen (immer: m/w/d), Kulturaktivisten und kultivierten Mitmenschen aus der Bundeshauptstadt, der übrigen Bundesrepublik und dem Ausland getragen. Ich möchte mich entschuldigen für meine allzu sanfte Wortwahl. Denn zu verurteilen ist m.E. nicht etwa eine „obrigkeitsstaatliche Maßnahme“, wie ich schrieb, die von einer tapsig agierenden Vorständin, und dem dahinter stehenden Kuratorium, in vorauseilendem Gehorsam – salopp gesagt – verbockt wurde: Alle Vorgänge, von denen die Öffentlichkeit bisher Kenntnis erhalten hat, wirken auf mich vielmehr wie ein weit gewaltsamerer Akt, wie Zensur.
Die sichtlich angegriffene Candice Breitz hat am 6. Dezember via SR eine Entschuldigung gefordert; und wird weiterhin bräsig angeschwiegen. Die saarländische Ministerin für Bildung und Kultur agiert nicht nur glücklos, indem sie bei Presseanfragen beharrlich Termingründe vorschiebt, vermutlich um diesen Skandal zu verharmlosen und auszusitzen. Ministerin Streichert-Clivot scheint mir auch in keiner Weise krisenfest, sie zeigt stattdessen machtpolitische Starrheit. Die Absage der Ausstellung „TLDR“, und das Ignorieren unseres Protests, immerhin von 130 Personen unterzeichnet, sorgt nur noch für Kopfschütteln, für Unverständnis, für Verdruss und Wut! Als Sozialdemokrat befremdet mich die Gutsherrn-Art des für diese Fehlentscheidung verantwortlichen Gremiums. Genau ins Bild passt in diesem Zusammenhang das Vorgehen gegen Ulrich Ludat am vergangen Freitag, den 8. Dezember. Ludat verteilte zwischen 17 Uhr und 20 Uhr, also vor Beginn und während einer Vernissage auf dem Vorgelände der Modernen Galerie unseren Aufruf als Flyer. Er wurde zweimal – vor Zeugen – unter wüsten Beschimpfungen und Bedrohungen von zwei bulligen Security-Typen weggetragen. Eine Szene, die an finstere Autokratien gemahnt …
Da Ministerin Streichert-Clivot in dieser aufgeheizten Situation nicht verantwortungsvoll und umsichtig handelt, bitte ich Sie, sehr geehrte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger: Bitte entschuldigen Sie sich bei Candice Breitz, sorgen Sie dafür, dass dieser Rauswurf rückgängig gemacht wird! Der Ruf des Saarlandes erleidet sonst irreparablen Schaden.
Mit solidarischen Grüßen
Konstantin Ames
Ich unterzeichne
Dieser Aufruf ist so wichtig. Ich unterstütze ihn von Herzen und hoffe inständig, dass die Absage dieser wichtigen Ausstellung zurück genommen wird und man sich bei der Künstlerin entschuldigt.
Astrid Hilt
Bildhauerin